Kein Markt wie jeder andere

Wo Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen gibt es einen Markt. Im Fall der Kunst ist es sogar einer der am wenigsten regulierten und am stärksten Marketing-gesteuerten Märkte der Welt. Und damit ein besonders interessantes Studienobjekt für die Marktpsychologie …

Als die Weltwirtschaft boomte, boomte auch der Kunstmarkt.

Als die Weltwirtschaft einbrach, boomte der Kunstmarkt noch immer.

Besonders die zeitgenössische Kunst, die einen nahezu zehnmal höheren Wertzuwachs als die „alten Meister“ aufweist und unglaubliche Auktionspreise erzielt (58 Mio. $ für ein Jeff Koons-Objekt, 41 Mio. € für ein Gerhard Richter-Gemälde).

Zeitgenössische Kunst erfüllt längst nicht mehr Erwartungen wie Darstellung von Realität, Ausdruck von Gefühl oder Schönheit von Formen und Farben. Sie ist Medium einer Kommunikation zwischen Künstler und Betrachter, im besten Fall also ein Spiegel unseres Lebens. Das Werk ist Teil einer Geschichte, vielleicht auch Träger der Aura des Künstlers.

Außerdem ist Contemporary Art Teil des modernen Lifestyles, z.B. als Dekorationsobjekt für Lofts etc.

Auch in „normalen“ Märkten werden heute nicht Produkte, sondern die mit ihnen verbundenen Ideen konsumiert. Diese Ideen können sinnstiftend (Wert) oder selbstinszenierend (Stil) sein.

Es ist unmöglich eine objektive Qualität von Kunst zu bestimmen. So wird der Preis zur Hilfsgröße: teuer bedeutet gut! Im Kunstmarkt gibt es ihn noch, den guten alten Veblen-Effekt: verschwenderischer Geltungskonsum für Aufmerksamkeit und Prestige. Kunst ist eben die Königsdisziplin der Verknappung.

In „normalen“ Märkten finden wir diesen Effekt - abgeschwächt - bei exklusiven Mode- und Beauty-Artikeln.

Kurzum: der Kunstmarkt ist kein Markt wie jeder andere, aber er zeigt in übersteigerter Form Konsumverhaltensmuster unserer Zeit.